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Eigal, der fürchterliche Krieger

Quelle: märchenstiftung.ch

In einem kleinen Dorf in Somalia lebte ein Mann, der hiess Eigal. Er wohnte friedlich in einer kleinen Hütte zusammen mit seiner Frau. Einmal aber war es vorbei mit dem Frieden, denn ein fremder Stamm überfiel das Dorf, in dem Eigal wohnte. Alle tapferen Männer zogen aus, um gegen die fremden Krieger zu kämpfen. Sie nahmen ihre Lanzen und Messer, sattelten die Pferde und galoppierten auf den Hügel in die Schlacht. Eigal seufzte. Auch er musste in diesen Krieg ziehen, sich der Schlacht stellen, Krieger töten und vielleicht selbst getötet werden. Lange sass er da und seufzte. Endlich rief er seine Frau und sagte: «Bitte bring mir meine Sandalen.» Die Frau brachte sie ihm eiligst herbei, denn ohne Schuhe konnte er nicht in die Schlacht ziehen. Eigal zog sich die Sandalen an, seufzte wieder, ging vor das Haus und schaute zum Hügel, wo die Krieger mit ihren Pferden eine riesige Staubwolke hinterliessen. «Bitte sattle mein Pferd!», sagte er seiner Frau. Die Frau holte sein Pferd, sattelte es und brachte es. Eigal nickte und schaute noch einmal die Strasse hinauf. Immer noch ritten Krieger zum Hügel, wo die Schlacht tobte. «Bitte hilf mir in den Sattel», sagte er.
Die Frau half ihm. Als er auf dem Pferd, sass stimmte Eigal sein Kampflied an:

„Hei-ho! Ich reite in den Kampf!
Hei-ho! Ich reite in den Kampf!
Feind, hüte dich! Ich bin so weit!
Feind, zittere, denn jetzt wird es Zeit!
Du stirbst durch meine Hand,
Mach dich bereit!“

Dann seufzte er wieder und sprach: «Bitte hole mir mein Kampfmesser!» Seine Frau holte es. Er seufzte und sagte: «Ich brauche auch meinen Schild!» Sogleich ging die Frau, um auch den Schild zu holen. «Die Lanze habe ich noch vergessen!», rief er, und die Frau sprang wieder los, um die Lanze zu holen. «Bist du jetzt so weit?», fragte sie
«Ja», erwiderte Eigal. «Jetzt bin ich so weit.» Und er sang wieder das Kampflied:

„Hei-ho! Ich reite in den Kampf!
Hei-ho! Ich reite in den Kampf!
Feind, hüte dich! Ich bin so weit!
Feind, zittere, denn jetzt wird es Zeit!
Du stirbst durch meine Hand,
Mach dich bereit!“

Eigal seufzte, blickte in Richtung des Hügels, wo die Schlacht bereits in vollem Gange war, und rief: «Ich brauche noch eine zweite Lanze!» Die Frau ging ins Haus hinein und brachte ihm eine zweite Lanze. Da sprach Eigal: «Jetzt bin ich endlich so weit! Wenn ich in der Schlacht sterben muss, so kannst du allen sagen, dass ich ein fürchterlicher Krieger war!» Eigal rückte sich im Sattel zurecht, zog seine Augenbrauen finster zusammen, seufzte und sprach: «Ich brauche noch eine dritte Lanze!»
«Es gibt nur zwei, mehr sind nicht da!», entgegnete seine Frau. Da seufzte Eigal wieder und sprach: «Gut, dann ziehe ich jetzt in den Kampf.» Er wollte schon losreiten, da fiel ihm etwas ein: «Hast du mein Pferd gefüttert, damit es stark und schnell ist?»
«Ja», erwiderte die Frau.
«Hast du meinem Pferd zu trinken gegeben, damit es lange rennen kann?»
«Ja», sagte die Frau.
«Gut, dann ziehe ich jetzt in die Schlacht und lasse die Feinde vor Angst zittern!»
Eigal ritt davon. Erst langsam und dann immer schneller. Sein Pferd rannte wie der Blitz. Die Schlacht fand oben auf dem Hügel statt, doch Eigal stürmte mit dem Pferd in eine ganz andere Richtung, nämlich Richtung Tal. Nach einer Zeit schrie Eigal seinem Pferd ins Ohr: «Ich will dir nur sagen, dass du in die falsche Richtung springst! Auf dem Hügel ist die Schlacht!» Doch das Pferd kümmerte sich nicht darum, sondern galoppierte weiter. «Wir sollten umdrehen!», meinte Eigal. «Ich will nicht auf den Markt, sondern muss zum Hügel reiten, um gegen die Feinde zu kämpfen!» Aber das Pferd lief immer weiter Richtung Tal. «Du solltest umdrehen, du dummes Tier! Der Feind muss meine spitze Lanze zu spüren bekommen!», rief Eigal aus. Doch das Pferd trug Eigal immer weiter Richtung Tal. Da kam vom Hügel her ein Krieger aus seinem Dorf angaloppiert und fragte: «Eigal, was machst du? Wieso reitest du Richtung Tal, wenn doch oben auf dem Hügel gekämpft wird?»
«Mein Pferd will mir nicht gehorchen, es hört nicht auf mich!», klagte Eigal.
«Aber Eigal», meinte der andere Krieger, «du musst ihm halt zeigen, was du willst!»
Er ritt nah an ihn heran und zog sanft am Zügel von Eigals Pferd. Da drehte sich das Pferd brav um und galoppierte nun Richtung Hügel.
«Endlich kann ich den Feinden Angst einjagen, damit ihnen vor Schreck die Haare zu Berge stehen!», rief Eigal dem Krieger zu. Das Pferd galoppierte schnell wie der Wind, und Eigal sang:

​​“Hei-ho! Ich reite in den Kampf!
Hei-ho! Ich reite in den Kampf!
Ich werde den Feind zermalmen,
Ich kenne kein Erbarmen.
Zertreten werd’ ich ihn fürchterlich,
Denn Mitleid kenn’ ich nicht.
Zittert alle, jetzt komm’ ich!»

Bald hörte Eigal den Lärm der Schlacht und das ohrenbetäubende Rasseln der Waffen. Da spürte das Pferd plötzlich, wie Eigal am Zügel zog. Hatte er es extra gemacht oder aus Versehen? Das Pferd gehorchte, drehte um und galoppierte so schnell es konnte wieder zurück Richtung Dorf. Eigal aber rutschte mitsamt dem Sattel langsam unter den Bauch von seinem Pferd, wo ihn niemand sehen konnte. Er rasselte mit den Waffen und sang in furchterregendem Ton:

„Hei-ho! Der Feind soll laufen,
Vor meiner Lanze da!
Hei-ho! Der Feind soll laufen,
Vor meiner spitzen Lanze da!
Ich falle ihn von unten an,
Hei-ho! Was läuft er dann!»

Das Pferd lief geradewegs zu Eigals Haus. Die Frau hörte schon von Weitem den schrecklichen Kriegsgesang. Sie sah das Pferd heranstürmen, doch von Eigal keine Spur. Erschrocken kam sie aus dem Haus, da sah sie ihn, unter dem Bauch vom Pferd hängen. «Was machst du denn da unter dem Pferd?», fragte sie. «Ach, das dumme Tier macht doch, was es will. Erst springt es in die falsche Richtung, dann dreht es so schnell, dass ich unter seinen Bauch rutsche. Aber die Feinde haben sich ganz schrecklich gefürchtet vor mir!», sprach Eigal, der unter dem Bauch des Pferdes hervorlugte. «Was soll ich jetzt machen? Ich kann doch nicht zu Fuss in die Schlacht ziehen!» Er liess sich auf die Erde plumpsen, und da fiel es ihnen beiden auf: Es war ganz still geworden auf dem Hügel. «Die Schlacht ist vorbei!», sagte seine Frau. Eigal schaute zum Schlachtfeld und sah, dass einige Reiter auf das Dorf zuritten. «Hilfe!», rief Eigal voller Schrecken. «Jetzt kommen die Feinde, was soll ich bloss tun?» Schnell lief er ins Haus, legte sich mitten auf den Teppich und sprach: «Wenn die Feinde da sind, sag ihnen, dass ich gestorben bin, dann tun sie uns nichts», dann schloss er die Augen und tat so, als sei er tot. Die Reiter kamen jubelnd in das Dorf geritten. Eigals Frau stand vor dem Haus, und drinnen sah man ihren Mann auf dem Teppich liegen. Die Reiter sprangen aus dem Sattel und fragten: «Was ist denn mit Eigal geschehen? Wir kommen, um mit ihm zu feiern, denn wir konnten die Feinde vertreiben!» In diesem Moment erkannte die Frau die Krieger, es waren alles Männer aus dem Dorf. Auch Eigal erkannte sie, er hatte nämlich jedes Wort gehört. Er sprang auf, klatschte in die Hände und rief: «Wir haben gewonnen, wir haben gewonnen! Seht ihr, meine Kriegstechnik hat die Feinde verjagt!» Dann sprang er herum, tanzte und sang:

„Hei-ho! Der Feind ist geflohen,
Er hat noch Glück gehabt,
Hätt’ er an meiner Lanze nur gerochen,
Wär’ er vor Schreck in den Busch gekrochen.
Er hat noch Glück gehabt!

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Glück oder Unglück – wer weiss das schon?

Im alten China lebte einst ein armer alter Bauer, dessen einziger Besitz ein wundervoller weißer Hengst war, Selbst der Kaiser träumte davon, dieses Pferd zu besitzen. Er bot dem Alten Säcke voller Gold und Diamanten, doch der Alte schüttelte beharrlich den Kopf und sagte: „Mir fehlt es an nichts. Der Schimmel dient mir seit vielen Jahren und ist mir zum Freund geworden.

Und einen Freund verkauft man nicht; nicht für alles Geld der Welt. Und so zogen die Gesandten des Kaisers unverrichteter Dinge wieder ab.

Die Dorfbewohner lachten über so viel Unvernunft. Wie konnte der Alte bloß wegen eines Pferdes soviel Reichtum und Glück ausschlagen ?

Eines Morgens war das Pferd verschwunden. Die Dorfbewohner liefen aufgeregt vor dem leeren Stall zusammen, um das Unglück des alten Bauers zu beklagen. „sag selbst, Alter, hat sich deine Treue gelohnt? Du könntest ein reicher Mann sein, wenn du nicht so eigensinnig gewesen wärst. Jetzt bist du ärmer als zuvor. Kein Pferd zum Arbeiten und kein Geld zum Leben, Ach, das Unglück hat dich schwer getroffen.“

Der alte Bauer blickte bedächtig in die Runde, nickte nachdenklich und sagte: „Was redet ihr da ? Das Pferd steht nicht mehr im Stall, das ist alles, was ich sehe. Vielleicht ist es ein Unglück, vielleicht auch nicht. Wer weiß das schon so genau?“ Tuschelns gingen die Leute auseinander. Der Alte musste durch den Schaden wirr im Kopf geworden sein, anders ließen sich seine Worte nicht erklären.

Einige Tage später, es war ein warmer, sonniger Frühlingstag und das halbe Dorf arbeitete in den Feldern, stürmte der vermisste Schimmel laut wiehernd die Dorfstrasse entlang. Die Sonne glänzte auf seinem Fell, und die Mähne und Schweif flatterten wie feinste Silberfäden im Wind. Es war ein herrlicher Anblick, wie er voller Kraft und Anmut dahergaloppierte.

Doch das war es nicht allein, was die Dörfler erstaunt die Augen aufreißen ließ. Noch mehr Staunen riefen die sechs wilden Stuten hervor, die hinter dem Hengst hertrabten und ihm in die offene Koppel neben dem leeren Stall folgten.

„O du Glücklicher, von den Göttern gesegneter Mann! Jetzt hast du sieben Pferde und bist doch noch zum reichen Mann geworden. Bald wird Nachwuchs deine Weiden füllen. Wer hätte gedacht, dass dir noch einmal soviel Glück beschieden wäre?“ riefen sie, während sie dem alten Mann zu seinem unverhofften Reichtum gratulierten.

Der Alte schaute gelassen in die aufgeregte Menge und erwiderte: „Ihr geht zu weit. Sagt einfach: Jetzt hat er sieben Pferde. Ob das Glück oder Unglück bringt, niemand weiß es zu sagen.

Wir sehen immer nur Bruchstücke, wie will man da das Ganze beurteilen. Das Leben ist so unendlich vielfältig und überraschend.“

Verständnislos hörten ihm die Leute zu. Die Gelassenheit des Alten war einfach unbegreiflich. Andererseits war er schon immer etwas komisch gewesen. Na ja, sie hatten andere Sorgen.

Der alte Bauer hatte einen einzigen Sohn. In den folgenden Wochen begann er die Wildpferde zu zähmen und einzureiten. Er war ein ungeduldiger, junger Mann,und so setzte er sich schon früh auf eine der wilden Stuten. Dabei stürzte er so unglücklich vom Pferd, dass er sich beide Beine mehrmals brach. Obwohl die Heilerin ihr Bestes tat, war allen klar, dass seine Beine nie wieder ganz gesund werden würden. Für den Rest seines Lebens würde er ein hinkender, behinderter Mann bleiben.

Wieder versammelten sich die Leute vor dem Haus des Alten. „O du armer, alter Mann!“ jammerten sie, „nun entpuppt sich dein Glück als großes Unglück, dein einziger Sohn, die Stütze deines Alters, ist nun ein hilfloser Krüppel  und kann dir keine Hilfe mehr sein. Wer wird dich ernähren und die Arbeit tun, wenn du keine Kraft mehr hast? Wie hart muss dir das Schicksal erscheinen, das dir solches Unglück beschert.“

Wieder schaute der Alte in die Runde und antwortete: „Ihr seid vom Urteilen besessen und malt die Welt entweder schwarz oder weiß. Habt ihr noch immer nicht begriffen, dass wir nur Bruchstücke des Lebens wahrnehmen. Das Leben zeigt sich uns nur in winzigen Ausschnitten, doch ihr tut, als könntet ihr das Ganze beurteilen. Tatsache ist, mein Sohn hat beide Beine gebrochen und wird nie wieder so laufen können, wie vorher. Lasst es damit genug sein. Glück oder Unglück, wer weiß das schon.“

Nicht lange danach, brach ein Krieg aus. Das ganze Dorf war von Wehklagen und Trauer erfüllt, denn alle wussten, dass die meisten Männer nicht mehr heimkehren würden.

Wieder einmal liefen die Dorfbewohner vor dem Haus des alten Bauern zusammen.: „Wie recht du hattest. Jetzt bringt dein Sohn dir doch noch Glück.

Der Alte schaute nachdenklich in die verstörten Gesichter der Leute.“Könnte ich euch nur helfen, weiter und tiefer zu sehen, als ihr es bisher vermögt. Wie durch ein Schlüssellloch betrachtet ihr euer Leben, und doch glaubt ihr, das Ganze zu sehen. Niemand von uns weiß, wie sich das große Bild zusammensetzt. Was eben noch ein großes Unglück scheint, mag sich im nächsten Moment in Glück erweisen.

Anderseits erweist sich scheinbares Unglück auf längere Sicht oft als Glück und umgekehrt gilt das gleiche.  Sagt einfach: Unsere Männer ziehen in den Krieg, und dein Sohn bleibt zu Hause. Was daraus wird, weiß keiner von uns. Und jetzt geht nach Hause, und teilt die Zeit miteinander, die euch bleibt.

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Die Kälte – mein Lehrer

Es ist die kalte Jahreszeit und die Badesaison hat nun für manche Menschen angefangen. Aber warum überhaupt sich überwinden und sich dieser vermeintlich unangenehmen und intensiven Erfahrung aussetzen?

Mit dem Sprung ins kalte Wasser entscheidest Du Dich, Deine Komfortzone zu verlassen. Du begibst Dich in eine Extremsituation. Und nun kannst Du üben, mit dieser Empfindung umzugehen und trotz dem „Stress“ in die Ruhe zu kommen. Das ist Training für alle anderen Situationen in Deinem Leben, die Dich herausfordern.

Macht über Dich selbst

Im kalten Wasser tut Dein Körper, wofür er gemacht ist: das Überleben sichern. Er gibt Dir unaufhaltsam Signale, dass hier eine Bedrohung ist und Du schleunigst aus dem Wasser raus sollst. Durch die Entscheidung, in der Kälte zu bleiben, übernimmst Du die Macht über Dich. Diese Erfahrung wirst Du in anderen Momenten Deines Lebens – beispielsweise im Moment von Triggern und starken Gefühlen – erneut abrufen können.

Liebe zu Deinem Körper

Du wirst in der Kälte nur bestehen können, wenn Du eine liebevolle Haltung zu Deinem Körper entwickelst. Ja, Du kannst der Drill-Sergeant sein, der seinen Körper mit Härte und Disziplin vorwärts treibt, aber Du wirst bald merken, dass es sich nicht gut anfühlt. Durch die Wertschätzung Deinem Körper gegenüber, durch das Anerkennen der grossen Leistung, die er in diesem Moment vollbringt, lernst Du ihn und somit auch Dich selbst liebevoll zu behandeln.

Bewertungen loslassen

Wenn Du einer solch intensiven Körpererfahrung ausgesetzt bist, dann läuft der Kritiker in Deinem Kopf auf Hochtouren. Je mehr Du mit ihm mitgehst, desto unangenehmer wird die Erfahrung. Um die Situation zu meistern, wirst Du beginnen, die Bewertung sein zu lassen und die Empfindung als das zu sehen, was sie ist – eine Erfahrung.

Transformation

Und diese Erfahrung ist ein Weg zu Deinem Potenzial, Deiner Heilung. Denn durch die intensive Körpererfahrung werden alle Deine Zellen wie auch Dein Unterbewusstsein aktiviert und Du kannst Veränderungen in Deiner Haltung und Deinem Verhalten ermöglichen. Dafür brauchst Du eine klare Absicht, eine Affirmation, welche Du in Deine Begegnung mit der Kälte mitnimmst und im Fokus behältst – dann ist die Kälte Dein Lehrer, dein Therapeut.

Und wie starten?

Wenn es Deine ersten Erfahrungen mit der Kälte sind, empfiehlt es sich langsam vorzugehen, dabei aber achtsam zu sein, dass es keine Entschuldigungen sind, um der Konfrontation auszuweichen. Du bist somit eingeladen, Dich selbst in dem Moment zu spüren und ehrlich zu Dir zu sein. Vielleicht beginnst Du mit einer kalten Dusche oder einem Winterspaziergang im T-Shirt?

Und dann? Die wichtigste Regel in der Kälte: Ausatmen! Dein Körper möchte rasant einatmen, Du tust aber genau das Gegenteil und bringst Dich so in die Ruhe. Der zweite Aspekt: Freude. Geh es spielerisch an, mit Leichtigkeit. Wenn Du im kalten Wasser sitzt und lächelst, ist Dir das gelungen. Der dritte Aspekt: Nutze Deine Vorstellung. Stell Dir einen heissen Sommertag vor, an welchem Du schwitzt und schau, was passiert. Viel Spass beim Experimentieren!

Du gehst in Resonanz und möchtest in einer Gruppe in Begegnung mit Atem, Kälte und Dir selbst kommen? Im Januar findet das nächste Breathcode-Wochenende statt. Auf dem Bild siehst Du unsere Badewanne.

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Odins Preis, den er für Weisheit bezahlte

Und so reitete Odin nicht mehr auf Sleipner, seinem achtbeinigen Ross; trug nicht mehr seine goldene Rüstung und seinen Adlerhelm. Und sogar ohne seinen Speer in der Hand, reiste er durch Midgard, die Welt der Menschen, und machte seinen Weg nach Jötunheim, dem Reich der Riesen.

Er nannte sich nicht mehr Odin Allvater, sondern Vegtam der Wanderer. Er trug einen dunkelblauen Umhang und einen Reisestab in seinen Händen. Und so machte er sich auf zur Quelle der Weisheit am Fusse des Weltenbaumes Yggdrasil mit der Absicht, von ihr zu trinken. Die Quelle wurde bewacht von Mimir, dem Riesen.

Odin ging auf den Riesen zu und sprach: „Guten Tag Riese. Ich bin Vegtam, der Wanderer und komme von weit her zu Dir.“
Mimir blickt ihn mit zugekniffenen Augen an, begann zu grinsen und antwortete: „Für wen hältst Du mich, Allvater? Denkst Du ich würde den Höchsten der Asen, Odin persönlich, nicht erkennen?“
Odin war überrascht und auch verärgert, dass er erkannt worden war, riss sich aber umgehend wieder zusammen: „Du weisst in der Tat eine Menge, Riese.“
„Um Dich zu erkennen, braucht es keine Weisheit“, grinste Mimir.
Odin antwortete forsch: „Na schön. Dann behandle mich wie einen normalen Gast und biete mir etwas zu trinken an.“

„Sehr gerne“, antwortete der Riese übertrieben freundlich und ging voran, worauf Odin ihm folgte. Das Rauschen der Quelle wurde hörbar und Odins Gesicht erhellte sich. Doch Mimir blieb abrupt stehen und drehte sich zu Odin um: „Reich mir Dein Horn, Allvater.“ Der Obergott verstand nicht. Mimir blickte ihn an: „Du sagtest doch, Du hast Durst“.

Odin reichte ihm immer noch verständnislos sein Trinkhorn, worauf der Riese es an einem Wasserlauf an einem Felsvorsprung auffüllte und ihm hinstreckte. Sie gingen weiter in einen Hof, wo der Göttervater sofort die Quelle der Weisheit erkannte und sehnsüchtig zu ihr hinüberschaute. Mimir steuerte jedoch auf einen Tisch mit zwei Sitzbänken zu und setzte sich hin. Auch Odin setzte sich widerwillig zu ihm.

„Weshalb trinkst Du nicht Allvater? Schmeckt Dir mein Wasser nicht?“, fragte der Riese, nachdem Odin keine Anstalten machte, aus seinem Horn zu trinken. „Es ist nicht ganz mein Fall“, antwortete Odin gespielt. „Ich möchte lieber vom Wasser dort hinten“, und er zeigte auf die Quelle der Weisheit.

Auf Mimirs Gesicht erschien ein breites Grinsen. „Warum belügst Du mich, Odin? Warum sagst Du mir nicht gleich, dass Du von meiner Quelle trinken willst?“
Odin wirkte ertappt: „Hättest Du mich den trinken lassen?“
„Auf keinen Fall!“, antwortete Mimir lautstark und mit Genuss.
Nun wurde Odin wütend: „Pass‘ auf Riese! Hier steht der oberste Gott der Asen vor Dir!“
„Das ist meine Quelle und hier gelten meine Regeln. Und diese gelten für jeden“, entgegnete der Riese klar. „Und warum überhaupt willst Du, Göttervater, älter als alle Wesen des Weltenbaumes, unbedingt von dieser Quelle trinken?“
Odins Stimme wurde leiser: „Das kann ich Dir nicht sagen.“
„Dann wirst Du auch nicht von ihr trinken“, antwortete Mimir.

Odin rang offensichtlich mit sich selbst und Mimir schien den Moment auszukosten. Dann begann er mit Schwermut zu sprechen: „Du weisst, wer meine Frau ist?“
„Ja, Frigg“, antwortete der Riese.
„Und was ist besonders an ihr?“
„Sie spinnt die Schicksalsfäden und kann deshalb die Zukunft voraussehen?“, antwortete Mimir fragend.
„Ja genau das ist es! Meine Frau weiss alles, noch bevor es passiert. Und was denkst Du, wie es ist, mit einer Frau zu leben, die alles schon im Voraus weiss?“

Mimir verstand und hatte sichtlich Mitleid mit dem Göttervater. Dies hatte er sich noch nie überlegt: „Und deshalb tust Du all diese Dinge, wie dich tagelang an einen Baum zu hängen, um ihr ebenbürtig zu sein?“
„Ja klar, was meinst Du denn? Und deshalb muss ich aus dieser Quelle trinken!“ Odin zeigte zur Quelle der Weisheit. Mimir schwieg eine Weile. Dann hatte er eine Idee.
„Du hast bewiesen, dass es Dir mit der Weisheit ernst ist und Du bereit bist, Opfer zu bringen“, sagte der Riese und fuhr fort: „Aber ich vertraue Dir nicht, dass Du mit Deinem Wissen verantwortungsvoll umgehen kannst. Deshalb will ich einen Pfand. Etwas, das etwa genau so wertvoll ist.“
„Und was wäre das?“, fragte Odin.
„Dein linkes Auge.“
Odin schluckte. Mimir sprach weiter: „Ich hebe es auf, so lange Du lebst. Gegen Ende Deines Lebens bekommst Du es zurück.“

Odin erstarrte. Er wusste, mit nur einem Auge würde er von seinem Thron aus die neun Welten nicht mehr überblicken können. War es diesen Preis wert? Aber all das kannte er schon, ein Schluck aus der Quelle hingegen… was für eine schwere Entscheidung. Odin wurde wütend. So wütend, dass er fast zerplatzte. Wütender als die Angst, sein Auge zu verlieren.

Sprachlos vor Erstaunen und auch entsetzt starrte Mimir auf das kleine Steinbecken der Quelle und darin tanzte etwas: Odins Auge. Mimir brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. „Ich werde… sicher… gute auf dein Auge aufpassen“, stammelte er.

Dann nahm er Odins Horn vom Tisch, füllte es mit dem Wasser aus der Quelle der Weisheit und überreichte es ihm. Odin trank das ganze Horn wortlos in einem Zug leer – und er nickte. Trotz des Schmerzen breitete sich ein breites, sehr zufriedenes Grinsen auf seinem blutüberströmten Gesicht aus. Er nickt nochmals.
„Es wirkt.“

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Der Eisenhans – Prinz, Diener und König

Eine Geschichte über Männlichkeit und übers Mannwerden. Über das Erwachen des wilden Mannes, über Dienerschaft, Bescheidenheit und Königsein.

Es war einmal ein König, der hatte einen grossen Wald bei seinem Schloss; darin lief Wild aller Art herum. Zu einer Zeit schickte er einen Jäger hinaus, der sollte ein Reh schiessen, aber er kam nicht wieder. „Vielleicht ist ihm ein Unglück zugestossen,“ sagte der König und schickte den folgenden Tag zwei andere Jäger hinaus, die sollten ihn aufsuchen; aber die blieben auch weg. Da liess er am dritten Tag alle seine Jäger kommen und sprach: „Streift durch den ganzen Wald und lasst nicht ab, bis ihr sie alle drei gefunden habt!“ Aber auch von diesen kam keiner wieder heim, und von der Meute Hunde, die sie mitgenommen hatten, liess sich keiner wieder sehen. Von der Zeit an wollte sich niemand mehr in den Wald wagen, und er lag da in tiefer Stille und Einsamkeit, und man sah nur zuweilen einen Adler oder Habicht darüber hinwegfliegen.

Das dauerte viele Jahre; da meldete sich ein fremder Jäger bei dem König, suchte eine Versorgung und erbot sich, in den gefährlichen Wald zu gehen. Der König aber wollte seine Einwilligung nicht geben und sprach: „Es ist nicht geheuer darin, ich fürchte, es geht dir nicht besser als den andern, und du kommst nicht wieder heraus.“ Der Jäger antwortete: „Herr, ich will’s auf meine Gefahr wagen; von Furcht weiß ich nichts.“ Der Jäger begab sich also mit seinem Hund in den Wald. Es dauerte nicht lange, so geriet der Hund einem Wild auf die Fährte und wollte hinter ihm her; kaum aber war er ein paar Schritte gelaufen, so stand er vor einem tiefen Pfuhl, konnte nicht weiter, und ein nackter Arm streckte sich aus dem Wasser, packte ihn und zog ihn hinab. Als der Jäger das sah, ging er zurück und holte drei Männer, die mussten mit Eimern kommen und das Wasser ausschöpfen. Als sie auf den Grund sehen konnten so lag da ein wilder Mann, der braun am Leib war wie rostiges Eisen und dem die Haare über das Gesicht bis zu den Knien herabhingen. Sie banden ihn mit Stricken und führten ihn fort in das Schloss. Da war große Verwunderung über den wilden Mann; der König aber ließ ihn in einen eisernen Käfig auf seinen Hof setzen und verbot bei Lebensstrafe, die Türe des Käfigs zu öffnen, und die Königin musste den Schlüssel selbst in Verwahrung nehmen. Von nun an konnte ein jeder wieder mit Sicherheit in den Wald gehen.

Der König hatte einen Sohn von acht Jahren, der spielte einmal auf dem Hof, und bei dem Spiel fiel ihm sein goldener Ball in den Käfig. Der Knabe lief hin und sprach: „Gib mir meinen Ball heraus!“ – „Nicht eher,“ antwortete der Mann, „als bis du mir die Türe aufgemacht hast.“ – „Nein,“ sagte der Knabe, „das tue ich nicht, das hat der König verboten,“ und lief fort. Am andern Tag kam er wieder und forderte seinen Ball. Der wilde Mann sagte: „Öffne meine Türe!“ Aber der Knabe wollte nicht. Am dritten Tag war der König auf Jagd geritten, da kam der Knabe nochmals und sagte: „Wenn ich auch wollte, ich kann die Türe nicht öffnen, ich habe den Schlüssel nicht.“ Da sprach der wilde Mann: „Er liegt unter dem Kopfkissen deiner Mutter, da kannst du ihn holen.“ Der Knabe, der seinen Ball wieder haben wollte, schlug alles Bedenken in den Wind und brachte den Schlüssel herbei. Die Türe ging schwer auf, und der Knabe klemmte sich den Finger. Als sie offen war, trat der wilde Mann heraus, gab ihm den goldenen Ball und eilte hinweg. Dem Knaben war angst geworden, er schrie und rief ihm nach: „Ach, wilder Mann, gehe nicht fort, sonst bekomme ich Schläge.“ Der wilde Mann kehrte um, hob ihn auf, setzte ihn auf seinen Nacken und ging mit schnellen Schritten in den Wald hinein. Als der König heimkam, bemerkte er den leeren Käfig und fragte die Königin, wie das zugegangen wäre. Sie wusste nichts davon, suchte den Schlüssel, aber er war weg. Sie rief den Knaben, aber niemand antwortete. Der König schickte Leute aus, die ihn auf dem Felde suchen sollten, aber sie fanden ihn nicht. Da konnte er leicht erraten, was geschehen war, und es herrschte große Trauer an dem königlichen Hof.

Als der wilde Mann wieder in dem finstern Wald angelangt war, so setzte er den Knaben von den Schultern herab und sprach zu ihm: „Vater und Mutter siehst du nicht wieder, aber ich will dich bei mir behalten, denn du hast mich befreit, und ich habe Mitleid mit dir. Wenn du alles tust, was ich dir sage, so sollst du’s gut haben. Schätze und Gold habe ich genug und mehr als jemand in der Welt. “ Er machte dem Knaben ein Lager von Moos, auf dem er einschlief; und am andern Morgen führte ihn der Mann zu einem Brunnen und sprach: „Siehst du, der Goldbrunnen ist hell und klar wie Kristall, du sollst dabeisitzen und achthaben, dass nichts hineinfällt, sonst ist er verunehrt. Jeden Abend komme ich und sehe, ob du mein Gebot befolgt hast.“ Der Knabe setzte sich an den Rand des Brunnens, sah, wie manchmal ein goldener Fisch, manchmal eine goldene Schlange sich darin zeigte, und hatte acht, dass nichts hineinfiel. Als er so saß, schmerzte ihn einmal der Finger so heftig, dass er ihn unwillkürlich in das Wasser steckte. Er zog ihn schnell wieder heraus, sah aber, dass er ganz vergoldet war, und wie große Mühe er sich gab, das Gold wieder abzuwischen, es war alles vergeblich. Abends kam der Eisenhans zurück, sah den Knaben an und sprach: „Was ist mit dem Brunnen geschehen?“ – „Nichts, nichts,“ antwortete er und hielt den Finger auf den Rücken, dass er ihn nicht sehen sollte. Aber der Mann sagte: „Du hast den Finger in das Wasser getaucht. Diesmal mag’s hingehen, aber hüte dich, dass du nicht wieder etwas hineinfallen lässt!“ Am frühesten Morgen saß er schon bei dem Brunnen und bewachte ihn. Der Finger tat ihm wieder weh, und er fuhr damit über seinen Kopf, da fiel unglücklicherweise ein Haar herab in den Brunnen. Er nahm es schnell heraus, aber es war schon ganz vergoldet. Der Eisenhans kam und wußte schon, was geschehen war. „Du hast ein Haar in den Brunnen fallen lassen,“ sagte er, „ich will dir’s noch einmal nachsehen; aber wenn’s zum drittenmal geschieht, so ist der Brunnen entehrt, und du kannst nicht länger bei mir bleiben.“ Am dritten Tag saß der Knabe am Brunnen und bewegte den Finger nicht, wenn er ihm noch so weh tat. Aber die Zeit ward ihm lang und er betrachtete sein Angesicht, das auf dem Wasserspiegel stand. Und als er sich dabei immer mehr beugte und sich recht in die Augen sehen wollte, so fielen ihm seine langen Haare von den Schultern herab in das Wasser. Er richtete sich schnell in die Höhe, aber das ganze Haupthaar war schon vergoldet und glänzte wie eine Sonne. Ihr könnt euch denken, wie der arme Knabe erschrak. Er nahm sein Taschentuch und band es um den Kopf, damit es der Mann nicht sehen sollte. Als er kam, wusste er schon alles und sprach: „Binde das Tuch auf!“ Da quollen die goldenen Haare hervor, und der Knabe mochte sich entschuldigen wie er wollte, es half ihm nichts. „Du hast die Probe nicht bestanden und kannst nicht länger hier bleiben. Geh hinaus in die Welt, da wirst du erfahren, wie die Armut tut. Aber weil du kein böses Herz hast und ich’s mit dir gut meine, so will ich dir eins erlauben. Wenn du in Not gerätst, so geh zu dem Wald und rufe: ‚Eisenhans!‘, dann will ich kommen und dir helfen. Meine Macht ist groß, größer als du denkst, und Gold und Silber habe ich im Überfluss.“

Da verließ der Königssohn den Wald und ging über gebahnte und ungebahnte Wege immerzu, bis er zuletzt in eine große Stadt kam. Er suchte da Arbeit, aber er konnte keine finden und hatte auch nichts erlernt, womit er sich hätte forthelfen können. Endlich ging er in das Schloss und fragte, ob sie ihn behalten wollten. Die Hofleute wussten nicht, wozu sie ihn brauchen sollten, aber sie hatten Wohlgefallen an ihm und hießen ihn bleiben. Zuletzt nahm ihn der Koch in Dienst und sagte, er könnte Holz und Wasser tragen und die Asche zusammenkehren. Einmal, als gerade kein anderer zur Hand war, hieß ihn der Koch die Speisen zur königlichen Tafel tragen, da er aber seine goldenen Haare nicht wollte sehen lassen, so behielt er sein Hütchen auf. Dem König war so etwas noch nicht vorgekommen, und er sprach: „Wenn du zur königlichen Tafel kommst, musst du deinen Hut abziehen!“ – „Ach Herr,“ antwortete er, „ich kann nicht, ich habe einen bösen Grind auf dem Kopf.“ Da liess der König den Koch herbeirufen, schalt ihn und fragte, wie er einen solchen Jungen hätte in seinen Dienst nehmen können; er sollte ihn gleich fortjagen. Der Koch aber hatte Mitleiden mit ihm und vertauschte ihn mit dem Gärtnerjungen.

Nun musste der Junge im Garten pflanzen und begießen hacken und graben und Wind und böses Wetter über sich ergehen lassen. Einmal im Sommer, als er allein im Garten arbeitete, war der Tag so heiß, dass er sein Hütchen abnahm und die Luft ihn kühlen sollte. Wie die Sonne auf das Haar schien, glitzte und blitzte es, daß die Strahlen in das Schlafzimmer der Königstochter fielen und sie aufsprang, um zu sehen, was da wäre. Da erblickte sie den Jungen und rief ihn an: „Junge, bring mir einen Blumenstrauss!“ Er setzte in aller Eile sein Hütchen auf, brach wilde Feldblumen ab und band sie zusammen. Als er damit die Treppe hinaufstieg, begegnete ihm der Gärtner und sprach: „Wie kannst du der Königstochter einen Strauss von schlechten Blumen bringen? Geschwind hole andere und suche die schönsten und seltensten aus!“ – „Ach nein,“ antwortete der Junge, „die wilden riechen kräftiger und werden ihr besser gefallen.“ Als er in ihr Zimmer kam, sprach die Königstochter: „Nimm dein Hütchen ab, es ziemt sich nicht, dass du ihn vor mir aufbehältst.“ Er antwortete wieder: „Ich darf nicht, ich habe einen grindigen Kopf.“ Sie griff aber nach dem Hütchen und zog es ab, da rollten seine goldenen Haare auf die Schultern herab, dass es prächtig anzusehen war. Er wollte fortspringen, aber sie hielt ihn am Arm und gab ihm eine Handvoll Dukaten. Er ging damit fort, achtete aber des Goldes nicht, sondern er brachte es dem Gärtner und sprach: „Ich schenke es deinen Kindern, die können damit spielen.“ Den andern Tag rief ihm die Königstochter abermals zu, er sollte ihr einen Strauß Feldblumen bringen, und als er damit eintrat, grapste sie gleich nach seinem Hütchen und wollte es ihm wegnehmen; aber er hielt es mit beiden Händen fest. Sie gab ihm wieder eine Handvoll Dukaten, aber er wollte sie nicht behalten und gab sie dem Gärtner zum Spielwerk für seine Kinder. Den dritten Tag ging’s nicht anders: Sie konnte ihm sein Hütchen nicht wegnehmen, und er wollte ihr Gold nicht.

Nicht lange danach ward das Land mit Krieg überzogen. Der König sammelte sein Volk und wusste nicht, ob er dem Feind, der übermächtig war und ein großes Heer hatte, Widerstand leisten könnte. Da sagte der Gärtnerjunge: „Ich bin herangewachsen und will mit in den Krieg ziehen; gebt mir nur ein Pferd!“ Die andern lachten und sprachen: „Wenn wir fort sind, so suche dir eins; wir wollen dir eins im Stall zurücklassen.“ Als sie ausgezogen waren, ging er in den Stall und zog das Pferd heraus; es war an einem Fuss lahm und hickelte hunkepuus, hunkepuus. Dennoch setzte er sich auf und ritt fort nach dem dunkeln Wald. Als er an den Rand desselben gekommen war, rief er dreimal ‚Eisenhans‘ so laut, dass es durch die Bäume schallte. Gleich darauf erschien der wilde Mann und sprach: „Was verlangst du?“ – „Ich verlange ein starkes Ross, denn ich will in den Krieg ziehen.“ – „Das sollst du haben und noch mehr als du verlangst.“ Dann ging der wilde Mann in den Wald zurück, und es dauerte nicht lange, so kam ein Stallknecht aus dem Wald und führte ein Ross herbei, das schnaubte aus den Nüstern und war kaum zu bändigen. Und hinterher folgte eine Schar Kriegsvolk, ganz in Eisen gerüstet, und ihre Schwerter blitzten in der Sonne. Der Jüngling übergab dem Stallknecht sein dreibeiniges Pferd, bestieg das andere und ritt vor der Schar her. Als er sich dem Schlachtfeld näherte, war schon ein grosser Teil von des Königs Leuten gefallen, und es fehlte nicht viel, so mussten die übrigen weichen. Da jagte der Jüngling mit seiner eisernen Schar heran, fuhr wie ein Wetter über die Feinde und schlug alles nieder, was sich ihm widersetzte. Sie wollten fliehen, aber der Jüngling saß ihnen auf dem Nacken und ließ nicht ab, bis kein Mann mehr übrig war. Statt aber zu dem König zurückzukehren, führte er seine Schar auf Umwegen wieder zu dem Wald und rief den Eisenhans heraus. „Was verlangst du?“ fragte der wilde Mann. „Nimm dein Ross und deine Schar zurück und gib mir mein dreibeiniges Pferd wieder!“ Es geschah alles, was er verlangte, und er ritt auf seinem dreibeinigen Pferd heim. Als der König wieder in sein Schloss kam, ging ihm seine Tochter entgegen und wünschte ihm Glück zu seinem Siege. „Ich bin es nicht, der den Sieg davongetragen hat,“ sprach er, „sondern ein fremder Ritter, der mir mit seiner Schar zu Hilfe kam.“ Die Tochter wollte wissen, wer der fremde Ritter wäre, aber der König wusste es nicht und sagte: „Er hat die Feinde verfolgt, und ich habe ihn nicht wiedergesehen.“ Sie erkundigte sich bei dem Gärtner nach dem Jungen; der lachte aber und sprach: „Eben ist er auf seinem dreibeinigen Pferde heimgekommen, und die andern haben gespottet und gerufen: ‚Da kommt unser Hunkepuus wieder an.‘ Sie fragten auch: ‚Hinter welcher Hecke hast du derweil gelegen und geschlafen?‘ Er sprach aber: ‚Ich habe das Beste getan, und ohne mich wäre es schlecht gegangen.‘ Da ward er noch mehr ausgelacht.“

Der König sprach zu seiner Tochter: „Ich will ein grosses Fest ansagen lassen, das drei Tage währen soll, und du sollst einen goldenen Apfel werfen. Vielleicht kommt der Unbekannte herbei.“ Als das Fest verkündigt war, ging der Jüngling hinaus zu dem Wald und rief den Eisenhans. „Was verlangst du?“ fragte er. „Dass ich den goldenen Apfel der Königstochter fange.“ – „Es ist so gut, als hättest du ihn schon,“ sagte Eisenhans, „du sollst auch eine rote Rüstung dazu haben und auf einem stolzen Fuchs reiten.“ Als der Tag kam, sprengte der Jüngling heran, stellte sich unter die Ritter und ward von niemand erkannt. Die Königstochter trat hervor und warf den Rittern einen goldenen Apfel zu, aber keiner fing ihn als er allein; aber sobald er ihn hatte, jagte er davon. Am zweiten Tag hatte ihn Eisenhans als weißen Ritter ausgerüstet und ihm einen Schimmel gegeben. Abermals fing er allein den Apfel, verweilte aber keinen Augenblick, sondern jagte damit fort. Der König war bös und sprach: „Das ist nicht erlaubt, er muss vor mir erscheinen und seinen Namen nennen.“ Er gab den Befehl, wenn der Ritter, der den Apfel gefangen habe, sich wieder davonmachte, so sollte man ihm nachsetzen, und wenn er nicht gutwillig zurückkehrte, auf ihn hauen und stechen. Am dritten Tag erhielt er vom Eisenhans eine schwarze Rüstung und einen Rappen und fing auch wieder den Apfel. Als er aber damit fortjagte, verfolgten ihn die Leute des Königs, und einer kam ihm so nahe, dass er mit der Spitze des Schwertes ihm das Bein verwundete. Er entkam ihnen jedoch; aber sein Pferd sprang so gewaltig, dass der Helm ihm vom Kopf fiel, und sie konnten sehen, dass er goldene Haare hatte. Sie ritten zurück und meldeten dem König alles.

Am andern Tag fragte die Königstochter den Gärtner nach seinem Jungen. „Er arbeitet im Garten; der wunderliche Kauz ist auch bei dem Fest gewesen und erst gestern Abend wiedergekommen; er hat auch meinen Kindern drei goldene Äpfel gezeigt, die er gewonnen hat.“ Der König liess ihn vor sich fordern, und er erschien und hatte wieder sein Hütchen auf dem Kopf. Aber die Königstochter ging auf ihn zu und nahm es ihm ab, und da fielen seine goldenen Haare über die Schultern, und es war so schön, das alle erstaunten. „Bist du der Ritter gewesen, der jeden Tag zu dem Fest gekommen ist, immer in einer andern Farbe, und der die drei goldenen Äpfel gefangen hat?“ fragte der König. „Ja,“ antwortete er, „und da sind die Äpfel,“ holte sie aus seiner Tasche und reichte sie dem König. „Wenn Ihr noch mehr Beweise verlangt, so könnt Ihr die Wunde sehen, die mir Eure Leute geschlagen haben, als sie mich verfolgten. Aber ich bin auch der Ritter, der Euch zum Sieg über die Feinde verholfen hat.“ – „Wenn du solche Taten verrichten kannst, so bist du kein Gärtnerjunge. Sage mir, wer ist dein Vater?“ – „Mein Vater ist ein mächtiger König, und Goldes habe ich die Fülle und soviel ich nur verlange.“ – „Ich sehe wohl,“ sprach der König, „ich bin dir Dank schuldig, kann ich dir etwas zu Gefallen tun?“ – „Ja,“ antwortete er, „das könnt Ihr wohl, gebt mir Eure Tochter zur Frau.“ Da lachte die Jungfrau und sprach: „Der macht keine Umstände! Aber ich habe schon an seinen goldenen Haaren gesehen, dass er kein Gärtnerjunge ist,“ ging dann hin und küsste ihn. Zu der Vermählung kam sein Vater und seine Mutter und waren in grosser Freude, denn sie hatten schon alle Hoffnung aufgegeben, ihren lieben Sohn wiederzusehen. Und als sie an der Hochzeitstafel saßen, da schwieg auf einmal die Musik, die Türen gingen auf, und ein stolzer König trat herein mit großem Gefolge. Er ging auf den Jüngling zu, umarmte ihn und sprach: „Ich bin der Eisenhans und war in einen wilden Mann verwünscht, aber du hast mich erlöst. Alle Schätze, die ich besitze, die sollen dein Eigentum sein.

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Vater Sein #2

Kinder können so brutal und erbarmungslos zueinander sein

Manchmal zerreisst es mir fast das Herz, wie sie miteinander umgehen. Und gleichzeitig möchte ich sie dabei begleiten, zu selbständigen, selbstverantwortlichen und selbstwirksamen Menschen heranzuwachsen.

Deshalb weiss ich: Je weniger ich ich in ihre Konflikte eingreife, desto mehr Möglichkeiten haben sie, den Umgang mit Meinungsverschiedenheiten zu üben und an diesen Konflikten zu wachsen.Denn wenn ich ehrlich bin, ist es meistens nur schlimm für mich und es stört mein Bedürfnis nach Harmonie. Sie streiten sich kurz und gleich danach spielen sie wieder in Einklang.

Seit ich meinen Kindern die volle Verantwortung für ihre Konflikte übergebe und mich so wenig wie möglich einmische, habe ich das Gefühl, dass sich viele Situationen relativ schnell entspannen. Ich bin zwar präsent und halte die Situation aus, ich biete Beratung an, involviere mich aber nicht. Oft lösen sie die Herausforderung dann selbst – gemeinsam.

Mit einer Ausnahme: Wenn ich ein Risiko von ernsthaften Verletzungen sehe durch spitze Gegenstände oder gefährliche Handlungen wie würgen, dann greife ich ein. Warum? Weil die Sicherheit von meinen Kindern (noch) meine Verantwortung ist und ich diese klar wahrnehme.

Was ich auch oft mache, ist ihnen ihre Situation zu spiegeln, sofern offene Ohren da sind. Ich zeige ihnen auf, wohin die aktuelle Dynamik führen wird (Verletzungen, Schmerz, Weinen auf beiden Seiten) und zeige auf, dass es ihrer beider Entscheidung ist, ob sie diesen Weg weitergehen oder aus der Dynamik aussteigen wollen. Manchmal hilft ihnen das.

Wenn klar ist, dass der Konflikt ausgetragen werden muss, biete ich ihnen an, dies mit klaren Regeln zu tun. Beide gehen ins Bett, stehen sich auf den Knien gegenüber und versuchen, den anderen auf den Rücken zu legen. Ohne Beissen, Kratzen und Schlagen – das sind die Regeln. Vor allem bei Jungs kann das sehr hilfreich sein. Das führt manchmal auch dazu, dass sie den Konflikt schon vorher sein lassen oder wir plötzlich zu dritt spasskämpfen und lachen.

Wie gehst Du mit den Konflikten deiner Kinder um und welche Rolle nimmst Du dabei ein? Kannst Du dich rausnehmen aus der Situation und einfach für sie da sein? Welche Strategien hast Du entwickelt?

Unter anderem über dieses Thema werden wir am Workshop „Vater sein“ am 13. August sprechen, bewährte Vorgehensweisen miteinander beleuchten und dabei auch uns selbst als Vater noch besser kennenlernen. Ich freue mich auf Dich.

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Vater Sein #1

Zur väterlichen Präsenz

Heute morgen war ich relativ früh wach und mir wurde schnell bewusst, wie viele Dinge es zu tun gibt. Gerade, als ich in den Arbeitsmodus kam, wurde mein älterer Sohn wach und sagte mir, er wolle mit mir spielen. Das passte mir gar nicht in meinen soeben zurechtgelegten Tagesplan. Gleichzeitig sah ich sein Bedürfnis. Obwohl ich viel Zeit mit den Kindern verbringe, gibt es wenige Momente, in welchen „der Kleine“ nicht da ist und ich mich „dem Grossen“ voll und ganz widmen kann.

Ich entschied mich, diesen Moment mit ihm zu verbringen und „meinen Plan“ loszulassen. Als wir unser Projekt fertiggestellt hatten, erklärte ich ihm, dass ich mich nun auf die Erledigungen konzentrieren werde und er alleine weiterspielen würde. Nun ist er am Spielen, wirkt zufrieden und genährt. Es war nur eine halbe Stunde, aber in dieser halben Stunde war ich vollständig präsent.

Wir sind eine Generation von Söhnen mit oft abwesenden oder übergriffigen Vätern, die uns lieben und ihr Bestes gegeben haben. Und wir versuchen neue Wege zu gehen.Wir möchten gerne präsent sein, verfügbar und klar. Das Kind seinen Weg gehen lassen, und dass es gleichzeitig den Rückhalt spürt.

In der Realität sind wir oft überfordert von all den Anforderungen, die wir an uns selbst stellen und an uns gestellt werden. Nicht selten kommt dann ein schlechtes Gewissen. Damit geraten wir in eine Schuld-Teufelsspirale, die für niemanden förderlich ist.

Seit ich weiss, dass für das Kind die Qualität der Verbindung viel wichtiger ist als die Quantität, verspüre ich mehr Leichtigkeit im Umgang mit meinen Kindern. Und ich habe das Gefühl, dass es auch ihnen besser geht seither.

Im Alltag bedeutet dies, dass ich klare Entscheidungen fälle: Entweder ich bin gerade mit dem Kind, und dann in voller Hingabe. Oder aber ich bin es nicht, und auch das ist eine klare Entscheidung, die ich meinen Kindern so kommuniziere. Eine halbe Stunde präsent zu sein ist für das Kind und auch für Dich als Vater wertvoller, als ein ganzer Tag halbherzige Präsenz.

Wenn Du tiefer in dieses Thema des Vater Seins eintauchen möchtest, Dich mit anderen Vätern austauschen und praktische Orientierung für Deinen Alltag als Vater erhalten möchtest, dann lade ich Dich herzlich ein zum Workshop „Vater Sein“ am 13. August.

Ich wünsche Dir einen schönen Tag als klarer, präsenter Vater.

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Jungen! Wie sie glücklich heranwachsen

Buchrezension

Rezension zum Buch „Jungen! Wie sie glücklich heranwachsen“ von Steve Biddulph

Dieses Buch war für mich ein Augenöffner – dies sowohl als Mann als auch als Vater von zwei Söhnen. «Jungen!» ist ein kurzes Buch, einfach geschrieben und praktisch orientiert, was mir sehr zugesagt hat. Biddulph schafft eine ausgewogene Mischung aus Verhaltenspsychologie, Entwicklungsforschung und Inspiration aus der Erziehung von indigenen Völkern und hat mir persönlich ein Bild gezeigt, wie ein gesundes Heranwachsen von Jungen aussehen könnte.

Die Lektüre unterstützte mich sehr in der Verarbeitung meiner eigenen Kindheit: Die Unterschiede zwischen dem Ideal und meiner Realität löste zuerst Traurigkeit und ein Bedauern aus, und so kamen unverarbeitete Verletzungen zu Tage, welche ich in den darauffolgenden Monaten nach der Lektüre dieses Buches integrieren durfte. Ich verstand nun, wie wichtig die Beziehung zu Männern für Jungen und Männer ist und dass diese Männergemeinschaft Räume braucht. Dass ich heute wieder eine Beziehung zu meinem Vater habe, hat nicht zuletzt mit dem Gedankengut dieses Buches zu tun. Biddulph machte mir auch klar, wie elementar bewusste Lebensabschnittswechsel und Initiationen im Leben eines Mannes sind und veranlasste mich, auf die Suche zu gehen und diese Prozesse nachzuholen.

«Jungen!» veränderte meine Sicht auf meine Söhne und mein Verhalten grundlegend. Ich begann bewusst Räume für uns Männer zu schaffen, mit unseren eigenen Regeln und Aktivitäten. Seither nehme ich meine Söhne gezielt mit, wenn wir etwas unter Männern unternehmen und lasse sie ihre Erfahrungen mit diesen Männern machen – und ich sehe, wie gut es ihnen tut. Der bisherige Höhepunkt war die Initiation meines älteren Sohnes vom Kind zum Jungen. «Jungen!» ist ein geniales Buch, für welches ich sehr dankbar bin und ich jedem Mann und auch jeder Frau empfehlen kann, vor alle wenn Söhne in ihrem Leben sind.

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No More Drama: Teil 1

Das Dramadreieck erkennen

„Ich habe alles versucht, und doch ist es nicht gut genug.“ Kennst du das? Egal was du tust, es scheint nicht zu reichen. So sehr du dich anstrengst, du landest immer wieder am gleichen Punkt. Es scheint, als würde uns ein geschickter Dämon immer wieder in die gleichen Situationen hineintricksen. Ja, sogar wenn dir deine Muster bewusst sind, verfällst du ihnen trotzdem immer wieder. Das passiert vor allem in der Beziehung zu anderen Menschen, oder? Und wir neigen dann dazu, den Fehler oder sogar die Schuld bei uns oder unserem Gegenüber zu suchen. Du kannst dir sicher sein, wenn solche Gefühle und Gedanken in dir sind, dann befindest du dich mitten im Dramadreieck.

Das Dramadreieck ist eine Sackgasse

Kennst du deine Muster, deine unbewusst wirkenden Glaubenssätze? Bist du der, der immer wieder verlassen wird? Wirst du in den entscheidenden Momenten im Stich gelassen? Wirst du immer wieder belogen und hintergangen, nicht wertgeschätzt, ausgenutzt oder sogar erniedrigt? Zweifelsohne lohnt es sich, hier genauer hinzuschauen. Denn jede Veränderung beginnt bei dir. Doch im Zusammenspiel von Menschen entwickeln sich Dynamiken, welche dir aus einer Ich-Perspektive verborgen bleiben. Diese Dynamiken können zu einer Sackgasse werden. Diese Sackgasse ist das Dramadreieck.

Was ist das Dramadreieck?

Beim Dramadreieck handelt es sich um ein psychologisches Modell aus der Transaktionsanalyse und es beschreibt ein Muster – eigentlich eine Geschichte – welche sich beinahe in jedem Märchen, jeder Erzählung und jedem Film wiederfindet. Dieses Muster ist somit so zentral, dass es unsere Gesellschaft und unsere Art zu verstehen und zu sehen fundamental prägt – und wir leben es in unseren eigenen Beziehungen. Es besagt, dass es in jeder Situation unter Menschen Rollen gibt, welche wir jeweils einnehmen.

Täter – Opfer – Retter

Im Dramadreieck gibt es immer drei Rollen: Den Täter, das Opfer und den Retter. Der Bösewicht, der die Jungfrau entführt und der Held, der sie rettet. Jocker – die Bevölkerung von Gotham City und Batman. Agent Smith, die Menschen in der Matrix und Neo. Die Liste an Beispielen liesse sich beliebig weiterführen. Nun, während das Dramadreieck in Geschichten offensichtlich ist, bleibt uns es uns in den eigenen Beziehungen oft verborgen. Wenn wir aber davon ausgehen, dass es in jeder Situation eine Täter-, eine Opfer- und eine Retterrolle gibt, entwickeln wir ein Gespür für diese Mechanismen. Wenn du diese Brille ab heute mitnimmst, wirst du die Rollen erkennen. Und du wirst merken, dass auch in einer Beziehung von zwei Personen alle drei Rollen mitspielen.

Das Dramadreieck erkennen

Welche Rolle nimmst du am liebsten ein? Neigst du zur Opferhaltung, gehst du in die Handlung als Täter oder rettest du andere? Und in welcher Beziehung hast du welche Rolle? Diese einfachen Fragen im Alltag mitzutragen fördert Erhellendes zu Tage. Wie oft habe ich schon erkannt, wie ich mich gerade in die Opferrolle begeben habe. Oder wie ich das Gefühl habe, ich müsse jemanden, sei es meine Partnerin, einen Mitarbeitenden oder die ganze Belegschaft retten. Und wie oft bin ich just im nächsten Moment selbst zum Täter geworden und habe mich mit Macht durchgesetzt.

No more Drama?

In den nächsten Tagen wirst du erkennen, zu welchen Rollen du in welcher Situation neigst. Und du wirst vielleicht auch erkennen, dass du die Rolle innerhalb von einem Bruchteil einer Sekunde wechseln kannst. Das Dramadreieck wird dir helfen, jene Dynamiken zu erkennen, welche immer wieder in diese gefühlten Sackgassen führen. Du wirst Ursachen dafür erkennen, weshalb du diesen Eindruck hast, dass es „wieder nicht gereicht hat“. Und du wirst dich fragen, was du dagegen tun kannst. Sollst du dich für eine Rolle entscheiden und bei dieser bleiben? Oder ist es vielleicht besser, die verschiedenen Rollen bewusst zu wechseln? Ich kann dir verraten, dass keine dieser Ansätze ein Weg aus der Sackgasse ist, aber dass es Möglichkeiten gibt. Diese erfährst du bald in Teil 2.

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Männer Organisationsentwicklung

Du brauchst eine Vision für 2022

Warum Vorsätze zum Scheitern verurteilt sind

Die Zeit der Besinnung und der Ruhe neigt sich dem Ende zu. Der Alltag beginnt langsam an Fahrt aufzunehmen. Konntest du die Zeit zwischen den Jahren nutzen, um in dich zu gehen, Altes abzuschliessen und dich auf das Jahr 2022 auszurichten? Steht deine Vision für dieses Jahr? Weisst du, wer du am Ende dieses Jahres sein willst? Vergiss deine Vorsätze, denn sie sind mit grosser Wahrscheinlichkeit zum scheitern verurteilt. Dein Gehirn versteht sie schlichtweg nicht. Aber sie können als Basis für deine Vision dienen.

Deine Vision ist essenziell für dein Glück

Eine klare Vision zu kreieren und ihr zu folgen, ist alles andere als eine nette Spielerei. Sondern sie ist essenziell für dich und dein Glück. Denn eine Vision schafft Klarheit und Orientierung: Getan wird fortan, was dieser Vision dient. Alles andere wird weggelassen. Eine Vision macht frei. Sie macht einen Menschen unabhängiger von der Anerkennung und der Meinung anderer. Eine Vision ist ein Weg zur Souveränität.

Vorsätze bringen nichts

Vielleicht hast du dir für das neue Jahr Vorsätze gefasst, welche du dieses Jahr erreichen möchtest. Aber wenn du ehrlich bist: wie viele deiner Vorsätze hast du in der Vergangenheit nachhaltig umgesetzt? Die schlechte Nachricht: Vorsätze sind meist von vornherein zum Scheitern verurteilt, denn dein Gehirn versteht diese nicht. Der grösste Teil deines Gehirns versteht nämlich keine Sprache, sondern nur Bilder. Und etwas nicht mehr oder weniger zu tun, ist kein klares Bild. Dein Gehirn versteht auch keine Verneinung. Vom Vorsatz «Ich rauche nicht mehr» versteht dein Gehirn nur «Ich rauche». Du brauchst ein Bild, eben eine Vision, welche das vergangene Bild des «rauchenden Ich» ersetzt.

Eine Vision ist ein Zustand

Die gute Nachricht: Deine Vorsätze sind bereits die Basis, um eine erfolgreiche Vision zu gestalten. Eine Vision ist ein Bild eines Zustandes, den du erreichen willst. Oder treffender: Wer du sein willst. Das versteht dein Gehirn. Wenn du also abnehmen willst, dann lohnt es sich, dieses Bedürfnis in ein Bild zu wandeln, wer du sein willst. Wie siehst du aus? Such dir beispielsweise ein Bild eines Körpers, der dein  Body in absehbarer Zeit sein soll und hänge dieses Bild auf. Fühle, wie du dich fühlst, sobald du diesen Körper hast. Wie geht es dir damit psychisch? Wie ist deine Körperhaltung? Wie gestaltest du deinen Alltag? Was wird anders, sogar besser in deinem Leben? Wie sprichst du? Was denkst du?

Die wichtigen Antworten im Leben

Um seine persönliche Vision zu finden, kommst du nicht drumherum, die grossen Fragen im Leben zu beantworten. Viele Menschen bezeugen, dass sich diese Auseinandersetzung gelohnt und sie enorm weitergebracht hat. Doch wo beginnen? Die richtigen Fragen können dich dabei unterstützen, deiner Vision auf die Spur zu kommen oder sie zu schärfen. Auch Rituale sind ein wertvoller Ansatz, sei es das Loslassen des „alten Ichs“ in einem Feuerritual oder die Suche nach Antworten in einer Medizinwanderung. Auch das unten verlinkte Kurzvideo ist eine wertvolle Inspiration. Oft ist es dennoch hilfreich, sich in diesem Prozess begleiten und spiegeln zu lassen. Gerne unterstütze ich dich mit stärkender Begleitung, einem geschützten Raum genauso wie mit gezielten Fragen.

Hast du deine Vision gefunden, so empfehle ich dir, diese zu visualisieren und im Alltag sichtbar zu machen, so dass du in der Hektik immer wieder erinnert wirst. Da dein Gehirn wie gesagt keine Sprache versteht, lohnt es sich bildlich zu arbeiten und kreativ zu werden.

In diesem Sinne wünsche ich dir ein erfolgreiches und erfüllendes Jahr 2022.

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