Kategorien
Männer

Hör nicht darauf, was sie sagt – aus Liebe

Meinen Frauen was sie sagen? Gespräche mit verschiedenen Männern bestätigen meine eigenen Erfahrungen: Oft scheint es nicht so. Die Alltagssituation sieht dann in etwa so aus: Die Frau bittet den Mann um etwas. Der Mann hört ihre Bitte (wörtlich) und setzt sie um, ist danach mit sich zufrieden und hakt sie Sache ab. Später entsteht ein Konflikt. Es stellt sich heraus, dass die Frau sich eigentlich etwas anderes oder mehr als das Gefragte erhofft und somit erwartet hätte. Sie ist enttäuscht, weil er ihre Bedürfnisse nicht wahrgenommen hat. Bei ihm entsteht Unverständnis, weil sie ihre Bedürfnisse nicht klar geäussert hat.

Stärken als Stärken erkennen

Hier spielen grundlegende Eigenschaften (es sind Stärken!) der Geschlechter miteinander und zeigen das enorme Potenzial unserer Verbindung: Frauen befinden sich in der Tendenz mehr auf der Gefühlsebene, Männer auf der Sach- und Wortebene. Sie kann sich nicht vorstellen, dass er nicht wahrnimmt, was für sie offensichtlich ist. Er kann nicht verstehen, wieso Frau nicht einfach sagt, was sie will. Beide schliessen von sich auf den anderen und sind nicht in der Lage, das Gegenüber wahrzunehmen.

Kopf und Herz

Diese Konflikte in Beziehungen zwischen Mann und Frau sind meines Erachtens die grössten Entwicklungschancen für beide Pole sowie auch für die Verbindung an sich. Wann immer ich es schaffe, begrüsse ich diese Situationen mit Dankbarkeit. Warum? Die Frau unterstützt mich dabei, genau den Schritt zu machen, der mir so schwer fällt und den ich ja eigentlich anstrebe: Ins Herz zu gehen und von dort aus die Welt und sie wahrzunehmen (womit ich zu meiner emotionalen Verletzlichkeit stehe). Sie ist in dieser Situation aufgefordert, ihre Bedürfnisse klar auszusprechen und ihre (körperliche) Überforderung offen darzulegen. Für beide heisst dieser Schritt Kontrollverlust, sprich Vertrauen.

Hilfsmittel für den Alltag

Als Mann kann ich meinen Teil zu dieser wunderbaren Entwicklung beitragen und sie auf diese Art einladen, sich ebenfalls zu öffnen. Folgende Ansätze haben sich in meiner Erfahrung bewährt.

  • Ins Herz gehen: Oft reicht ein bewusster Entscheid, vom Kopf ins Herz zu gehen. Meine und ihre Gefühle wahrzunehmen und diese mutig auszusprechen.
  • „Ich stärke dich“ als innere Haltung. Egal was ich tue, meine Motivation ist es, mein Gegenüber zu stärken. Das funktioniert auch sehr gut in der Führung von Mitarbeitenden.
  • Ganz pragmatisch kann man(n) sich von folgenden drei Fragen leitet lassen: 1. Was höre ich? 2. Was fühle ich? 3. Was macht das mit mir? Die Antworten auf diese drei Fragen kann ich meinem Gegenüber direkt spiegeln. So schenke ich mir selbst auch Raum und Zeit, um ins Fühlen zu kommen
  • Wie Eckhart Tolle es grundsätzlich in Gesprächen empfiehlt: Ich achte mich auf die Pausen zwischen dem Gesprochenen mehr als auf das Gesprochene selbst.
  • Ich höre ihr inhaltlich nicht zu und setze meine Aufmerksamkeit auf zwei Fragen: 1. Wie fühlt sie sich? 2. Was möchte sie wirklich sagen?

Schaffst du es in dein Herz zu kommen und deine Wahrnehmung somit zu erweitern, bedeutet dies nicht, dass du alle nicht ausgesprochenen Wünsche einfach so erfüllst. Zu erkennen, was sie wirklich sagen möchte heisst nicht zwangsweise, darauf zu reagieren. Nimmst du den Wunsch als aufrichtiges Bedürfnis von ihr wahr oder agiert hier ihr verletztes inneres Kind, welches dich gerade zu testen versucht? Bist du im Herz, so kannst du immer noch entscheiden, auf welcher Ebene du schliesslich handelst. Bist du im Herz, wirst du auch beinahe automatisch aus der Liebe heraus handeln. Auch aus der Liebe zu dir selbst. Und es ist ein legitimes Bedürfnis, wenn du möchtest, dass sie das sagt, was sie meint. Dass (auch) sie ihre Schwächen und ihre Verletzlichkeit offen zeigt. So wie sie dir hilft, kannst du auch ihr helfen, indem du beispielsweise wie oben gezeigt durch Spiegelung deiner Wahrnehmung ihr hilfst, bewusster zu werden. Ob sie es annehmen möchte oder nicht, liegt dann nicht in deiner Macht. Bist du im Herz, hörst du weniger darauf, was sie sagt, sondern was sie meint – aus Liebe zu dir und zu ihr.

Mir haben diese Ansätze in meiner persönlichen Entwicklung und auf dem Weg in einen wertschätzenden und konstruktiven Umgang mit weiblichen (und auch männlichen) Zeitgenossen sehr geholfen. Ich freue mich, wenn auch du Erfahrungen sammelst und freue mich über deine Rückmeldung. Ich bin sicher, du entdeckst noch ganz andere, sehr dienliche Vorgehensweisen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.