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Machtspiele

Streit und Konflikte gehören zur Verbindung zwischen Mann und Frau wie die freudvolle Zweisamkeit. Oft gibt es oberflächliche und tieferliegende Ursachen für Konflikte. Und es gibt Ursachen, welche von gesellschaftlicher Tragweite sind und uns alle betreffen, zumindest solange wir uns dieser nicht bewusst sind und uns daraus befreien. Wenn ich in mein Umfeld und in die Gesellschaft blicke, erlebe ich leider oft einen Kampf der Geschlechter. Eine Spaltung und ein Gegeneinander, welche seit der Industrialisierung stetig an Intensität zugenommen hat. Genauer betrachtet sind es Machtkämpfe. Überspitzt formuliert: Er will sie besitzen und sie will ihn manipulieren.

Angst als Ursache

Aber warum? Machtmissbrauch liegt immer eine Angst zugrunde, dass Macht über einen selbst ausgeübt wird. Und welche Macht haben die Geschlechter übereinander? Der Mann ist grundsätzlich der Frau körperlich überlegen, die Frau dem Mann emotional. Dies zeigt sich auch im Körperbau: Während die Geschlechtsteile und somit die Zentren der Sexualität beim Mann nach aussen gerichtet sind, ist es bei der Frau der Brustbereich, also in der Region des Herzens. Das gleiche Bild zeigt sich auch bei den Chakren. Der Mann übt Macht aus, weil er Angst hat vor der emotionalen Verletzung. Die Frau übt Macht aus, weil sie Angst hat vor der körperlichen Verletzung.

Nachfühlen

Grundsätzlich werden wir uns nie so fühlen und die Welt nie so wahrnehmen können wie unser Gegenüber. Noch mehr, wenn unser Gegenüber zum anderen Geschlecht gehört. Das ist ein Fakt und als Prämisse sinnvoll, um mit seinem Gegenüber umzugehen. Eine Frau weiss in jedem Moment, dass der Mann ihr körperlich überlegen ist. Er könnte sich gegen ihren Willen nehmen, was er will und sie wäre dem ausgeliefert. Sogar wenn sie über ein starkes Selbst- und Mannvertrauen verfügt, so schwingt diese Tatsache oft mit. Stell dir vor, wie es ist, wenn du dunkle Gassen vermeiden und in vielen Situationen vorsichtig sein musst, um einem möglichen Übergriff auszuweichen. Stell dir vor, wie eingeschränkt deine Freiheit dann wäre. Der Mann hingegen weiss, dass die Frau ihm emotional überlegen ist. Dass sie, wenn sie es darauf anlegt, ihn unglaublich verletzen kann. Er braucht denselben Mut, sein Herz zu öffnen, wie eine Frau braucht, wenn sie nachts alleine durch dunkle Gassen geht. Und vielen Frauen ist nicht bewusst: Eine emotionale Verletzung wird von einem Mann in seinem Schmerzzentrum wie eine körperliche Misshandlung wahrgenommen. Die Situation seines Gegenübers zu verstehen und zumindest versuchen, dies nachzufühlen, ist im Umgang miteinander sehr wertvoll.

Schädliche Bilder

Ängste formen in uns Bilder von der Realität, die ein Produkt ebendieser Ängste darstellen. Gleichzeitig entstehen auf der anderen Seite Wünsche. Bilder, welche die vermeintliche Rettung aus dem Angstszenario versprechen. Für die Sicht auf den Mann ist der Prinz ein klassisches Beispiel für ein solches Bild – der edle Retter auf dem weissen Pferd. Auf der anderen Seite steht da der archaische Krieger, oft als gewalttätiger und bedrohlicher Grobian beschimpft, der sich die Frau unterwirft. Und dann ist da die liebevolle, aufopfernde Vaterfigur, die präsent Ruhe und Schutz bietet. Der Mann ist angezogen und abgestossen der Bilder der unbefleckten Heiligen, der lustvollen Amazone, die ihre Sexualität voll auslebt und jenes der Geborgenheit spendenden Urmutter. Keines dieser Bilder entspricht der Realität. Sie sind Projektionsflächen für Bewertungen, für Wünsche und Sehnsüchte. Alle haben sie gemeinsam, dass sie unsere Sicht trüben auf das, was wirklich ist und uns im Wege stehen, unser Gegenüber so anzunehmen und zu lieben, wie es ist.

Die Realität annehmen

Das Bewusstsein, dass diese Bilder in uns wirken, kann bereits helfen, um sie hinter sich zu lassen und offen zu sein für die Realität. Damit einhergehend geht es darum, unsere Beziehung zu diesen Bildern zu erforschen, unsere Wertung loszulassen und sie anzunehmen. In Jeder Frau steckt eine Heilige, eine Amazone und eine Urmutter mit all ihren Ausprägungen. In jedem Mann ein edler Prinz, ein Krieger und ein Urvater. Was lösen diese Bilder bei dir aus? Was zieht dich an, was stösst dich ab? Was findest du schön, was findest du schlecht oder böse? Welches Bild möchtest du selbst darstellen, welches projizierst du in die Frau? Bewusstsein und Humor hilft, diese Machtkämpfe mit einer gewissen Gelassenheit und spielerisch anzugehen. Damit es heilende Machtspiele statt Machtkämpfe werden.

Anmerkung: Viele Beschreibungen und Inspirationen aus diesem Beitrag entstammen der Arbeit von Björn Thorsten Leimbach, die ich sehr empfehlen kann („Männlichkeit leben“).

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